Veranstaltung

Digitalisierung und Wettbewerb – Neue Machtlagen in der digitalen Welt?

Heike Schweitzer (Berlin)

19:00-21:00
Berliner Seminar Recht im Kontext
Wissenschaftskolleg zu Berlin, Villa Jaffé
Wallotstr. 10, 14193 Berlin


Die Digitalisierung ist mit großen Chancen verbunden. In Deutschland wird ihr aber auch mit starken Vorbehalten begegnet. Verbreitet ist die Annahme, dass aus der Digitalisierung neue Machtlagen entstehen. Welcher Art diese Machtlagen sind, bleibt häufig diffus. Der Vortrag soll versuchen, die relevanten Machtlagen zu systematisieren. Zu unterscheiden sind (1) bilaterale Machtlagen zwischen Verbrauchern und Unternehmen oder B2B, die primär aus dem neuartigen Ausmaß der Datenverfügbarkeit entstehen – repräsentativ hierfür ist die Diskussion über individualisierte Preise; (2) klassische Marktmachtlagen, in denen ein Unternehmen nicht mehr wirksam vom Wettbewerb kontrolliert wird – die Konzentrationstendenzen bei Plattformen sind ein wichtiges Beispiel, ebenso die Frage, ob der Zugriff auf Daten zu Marktmacht führen kann; die verstärkte Nutzung algorithmischer Entscheidungen kann zu neuartigen Formen der Kollusion führen; schließlich kann (3) mit Marktmacht auch Meinungsmacht einhergehen. Der Vorwurf, Facebook habe die Anzeige von „trending news“ manipuliert, ist hier einschlägig und wirft zugleich die klassische Frage nach der Verbindung von wirtschaftlicher und politischer Macht neu auf.
Mit Blick auf all diese Konstellationen haben sich Wettbewerb und Wettbewerbsrecht in der Vergangenheit als wirkungsvolle Schutzmechanismen erwiesen. Der Vortrag soll der Frage nachgehen, ob dies auch in Zeiten der Digitalisierung zu erwarten ist, oder ob wir neue Regeln brauchen, um den Herausforderungen der Digitalisierung wirksam zu begegnen.

Heike Schweitzer, LL.M. (Yale), ist Geschäftsführende Direktorin des Instituts für deutsches und europäisches Wirtschafts-, Wettbewerbs- und Regulierungsrecht (IWWR) an der Freien Universität Berlin. Zuvor hatte sie einen Lehrstuhl für europäisches Wettbewerbsrecht am Europäischen Hochschulinstitut (Florenz) (2006-2010) und einen Lehrstuhl für Bürgerliches Recht mit Schwerpunkt Kartellrecht an der Universität Mannheim inne (2010-2014). Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen das deutsche, europäische und US-amerikanische Wettbewerbsrecht, das Verhältnis von Staat und Wirtschaft – unter anderem in der Regulierung liberalisierter Industrien – und die Frage nach Ordnungsprinzipien für die digitale Wirtschaft. Heike Schweitzer ist Mitglied des Kronberger Kreises.

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